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Videopredigt zum Sonntag Sexagesimae

Eine Predigt von Pfarrer Bodo Meier.



Online-Predigt zum Sonntag Sexagesimae – 07. Februar 2021



Lieder zum Anhören, Genießen und Mitsingen:


Evangelisches Gesangbuch 196: Herr, für dein Wort sei hoch gepreist


Evangelisches Gesangbuch 199: Gott hat das erste Wort




Predigt in Schriftform zum Nachlesen:


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unsrem Vater und unsrem Herrn Jesus Christus. Amen


Glaube in Wort und Tat! So haben wir es gelernt; nur so macht es Sinn. Für uns, die wir an Gott glauben und uns zu Kirche und seiner Gemeinde halten, ist das geradezu selbstverständlich. Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Wer an Gott glaubt, der hört auch dessen Wort: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Tue Gutes! Und daher bemühen wir uns als gute Christenmenschen um soziales und humanitäres Engagement, fahren klimaneutrale Autos und kaufen Bio-Lebensmittel aus der Region. So finden wir auch Anerkennung in einer modernen Gesellschaft, die Gottesglauben mehr und mehr als Privatsache und daher als belanglos abtut. Will Kirche in moderner Zeit überleben, muss sie ihren sozialen Einsatz betonen.


Glaube in Wort und Tat! Es ist schließlich unser eigener Anspruch und mitnichten nur eine Rechtfertigung für die alte Kirche in der heutigen Welt. Wir Christinnen und Christen sehnen uns nach einem Glauben, der Bedeutung hat, der etwas bewegen, verändern kann. Dann nämlich wüssten wir, dass wir auf dem Weg sind, den Gott uns führt – wären gewiss: Gott ist bei uns, ist bei mir. Deshalb will ich tun, was er von mir erwartet. Und so sind wir unterwegs mit unsrem Glauben in Wort und Tat, bemühen uns zu tun, was wir glauben, suchen nach tätiger Antwort auf Gottes Wort an uns.


„Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ sagt uns Jesus heute. „Genau“ sagen wir. „Wir hören, sag uns, was wir tun sollen!“ Und dann erzählt Jesus ein Gleichnis. Überliefert bei Lukas im 8. Kapitel:


„Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. Er aber sprach: Euch ist's gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber ist's gegeben in Gleichnissen, dass sie es sehen und doch nicht sehen und hören und nicht verstehen.

Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Sie haben aber keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht zur Reife. Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“



Na bitte, da haben wir’s: Frucht sollen wir bringen und zwar jede Menge davon. Wir, die Gemeinde Jesu Christi, sind das gute Land. Und jeder soll und kann es sehen, wie darauf und daraus Gutes wächst. Wir sind nicht so wie die, die einfach ihren Weg gehen ohne Gott und ohne soziales Gewissen. Wir sind auch nicht der Fels, auf dem nichts gedeihen kann, noch nicht einmal die Spende gegen Quittung für die Steuer. Erst recht nicht die Dornen, diese korrupten Reichtümer dieser Welt, mit denen jeder anständige Christenmensch sowieso nichts zu tun haben will.


Nein, wir bringen Frucht, lauter gute Taten, wie Gott es von uns will. Denn diese eine Mal hat Jesus ja sein eigenes Gleichnis erklärt: der breite, bequeme Weg. Der karge Felsen, der keine Wurzel duldet. Die Dornen, die alles im Keim ersticken. Hier der Teufel, böse Mächte dieser Welt. Dort die Anfechtung, die Bewährungsprobe für unsren Glauben in schwerer Zeit. Dort der Glauben nur noch als Randerscheinung, weil immer irgend etwas wichtiger ist. All das darf uns nicht passieren. Wir müssen zusehen, dass unser Glaube Wort und Tat zusammenhält. Gott will, dass wir gute Frucht bringen.


In der Tat, erklärt Jesus sein Gleichnis, genau das will Gott: Dass der Same des Sämanns gute Frucht bringt. Dass Gottes Wort Wirklichkeit wird über alle Maßen, wie niemand es erwarten kann. Wer Ohren hat zu hören, der höre!


Wir sind so erfüllt, so beseelt von dem Gedanken, von dem Glauben, dass es unsre Pflicht, unser Vermögen, unser Tun sei, Gottes Wort zu erfüllen, dass wir unsren Gott gar nicht mehr hören. Ja, es ist sein Wille, dass Menschen, die ihn hören, gute Frucht bringen. Aber es ist sein Werk, wenn dies geschieht. Es liegt nicht an uns, ob Gottes Werk gelingt. Waren wir dabei, als er diese Erde schuf? Waren wir dabei, als das Leben das Grab des Todes hinter sich ließ? Wie glauben wir dann, wir könnten dieser Welt Menschlichkeit verleihen? Es war doch unser Gott, der Mensch wurde – ganz ohne unser Zutun!


Es ging ein Sämann aus zu säen! Davon erzählt unser Herr Jesus in seinem Gleichnis. Er mahnt nicht: Hütet euch vor breiten Wegen, vor Felsen und vor Dornen. Er verheißt: Auch dort verschwende ich meinen Samen. Gottes Wort kommt reichlich und überreich über uns.

Es sind ja nicht immer die anderen, die auf falschem Weg laufen. Es sind nicht immer wir, die sich ihres Gottes so gewiss sind. Und doch: Es ging ein Sämann aus zu säen.


Ich aber kenne meine Wege. Sie sind mir vertraut. Ich gehe sie gern und immer wieder. Wer kann zählen, wie oft ich dabei Gottes Wort zertreten habe, weil seine aufgehende Saat mein so ordentliches Leben gestört hätte. Wie kann ich glauben, wenn größtes Leid meinem Leben den Boden unter den Füßen wegzieht und ich nirgends einen Halt finde. Und doch streut Gott sein Wort auch dorthin – um meinet-, um unsres willen. Wie dicht ist mein Gestrüpp aus Wenn und Aber, aus Sorgen und aus Bedenken, dass ich nicht wage, mit Gottes Wort aufzuatmen und lieber ersticke am eigenen Mief, mit dem ich mich aber wenigstens seit Jahren auskenne. Und doch hört Gott nicht auf, sein Wort auch unter die Dornen meines Lebens zu streuen.


Es sind ja nicht wir, die an unsrem Gottesglauben festhalten. Es ist Gott, dessen Wort uns niemals aufgibt, weil irgendwann, irgendwo sein Same einmal aufgehen wird. Nicht, weil wir so gute Christen sind. Sondern weil es Gottes Samen ist, der Frucht bringt. Dann, wenn er mich auf weiten Raum stellt. Wenn ich sein gutes Land werde, weil ich sein Wort höre. Es ist ja nicht so, dass ich mich mühen muss, auf gutem Land zu stehen, damit ich sein Wort hören kann. Nein, wenn er mich sein Wort hören lässt, dann werde ich zum guten Land, auf dem Gottes Wort vom Leben Wirklichkeit wird.


Wer Ohren hat zu hören, der höre! Hören ist eine Lebenshaltung und kein Erlernen von Pflichten und Aufgaben. Es geht darum, wie wir hören. Dein Samen, o Herr, ist überreich. Dein Wort, Herr, überall. Du bist es, Herr, der Samen, der Segen aufgehen lässt. Davon will ich hören. Dann werde ich nicht aufhören, auf den Sämann zu hoffen, der ausging zu säen. Nur ein Samen bedeutet hundertfach Leben.

Amen


Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen


Pfr. Bodo Meier

Predigt über

Lk 8, 4-15

Sexagesimae

07.02.2021

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