Eine Predigt mit Pfarrerin in Ruhestand Inge Rethemeier.
Online-Predigt zu Christi Himmelfahrt – 13. Mai 2021
Lieder zum Anhören, Genießen und Mitsingen:
Evangelisches Gesangbuch 123: Jesus Christus herrscht als König
Evangelisches Gesangbuch e 6: Wir feiern alle Himmelfahrt
Predigt in Schriftform zum Nachlesen:
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
An jedem Sonntag von hier eine Predigt, ein Kurzgottesdienst – so sind wir es gewohnt. Doch heute ist Donnerstag, ein Feiertag mitten in der Woche. Nach dem Muttertag nun der Vatertag? Aber spätestens seit dem Blick auf den Kalender ist klar, was wir eigentlich ja doch wussten: Christi Himmelfahrt feiern wir heute. Und wir alle kennen auch die biblische Geschichte dazu:
Vierzig Tage lang -so berichtet es die Apostelgeschichte, und deshalb ist der Feiertag eben heute- begegnete Jesus noch nach seiner Auferstehung seinen Jüngern. Dann aber heißt es: „Jesus führte seine Jünger hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“
Ist Himmelfahrt nicht deshalb ein trauriger Tag? Denn nun ist Jesus nicht mehr sichtbar unter uns. Wir sehen und spüren Abschied und Trennung.
Aber unter dem Segen Jesus ahnen wir noch etwas Besseres und Größeres. Es muss doch einen guten Grund geben für diesen Fest- und Feiertag heute – etwas, was uns aufrichtet, tröstet und froh macht. Aber das muss uns Gott selbst ins Herz schreiben – in seinem guten Wort. Und so lesen wir es heute durch den Apostel Paulus im 1.Kapitel des Epheserbriefes:
Gott hat Christus von den Toten auferweckt und ihn eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Himmelfahrt ist also nicht der Abschluss, sondern die Fortsetzung des Wirkens Jesu. Wir brauchen Jesus nicht traurig hinterher zu sehen, sondern dürfen aufsehen zu ihm, der der Anfänger und Vollender unseres Glaubens sein will.
Was uns jetzt und immer wieder den Blick verstellen will und am Glauben hindern – wenn wir auf Jesus blicken, dürfen wir neue Hoffnung und Zuversicht finden. Denn er ist der Lebendige und sieht weiter als wir. Er weiß Wege, die wir nicht sehen, und kann Größeres tun, als wir vermuten.
Hat Gott Christus von den Toten auferweckt, so will er auch uns aus all den Toden, die uns jetzt noch bedrängen, niederdrücken und den Blick verstellen, herausrufen.
Er sitzt ja zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Wo wir auch sind und wie es um uns bestellt ist – seine Zusage gilt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes in Christus, unserem Herrn.
Was wir aber so im Glauben für uns persönlich erfahren, das gilt mit Himmelfahrt verborgen schon der ganzen Welt.
Unsere Welt gehört nicht denen, die sich in ihr als Herren aufspielen, sondern sie liegt ganz und allein in der Hand unseres Herrn. Denn er hat gesagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Und daran haben sich alle, die in dieser Welt Verantwortung tragen, dann auch zu messen. Da dürfen nicht länger Macht und Vorteil entscheiden, sondern Recht kann nur noch das sein, was auch vor Gott Recht ist und unter seinem Wort Bestand hat.
Aber dies bedeutet auch, dass Christus sich in unserem Leben nicht damit begnügen will, über einen ausgesparten frommen Bereich der gläubigen Innerlichkeit der Herr zu sein, sondern er ist fortan der Maßstab für all unser Tun und Lassen. Er wird sich nie unseren Wünschen beugen und in unsere Pläne und Vorstellungen nahtlos einbauen lassen, sondern wir haben in allen Bereichen nach seinem Willen zu fragen und nach seinem Wort unsere Entscheidungen zu treffen und uns nach seinem Willen zu verändern.
Gut ist an unserem Leben in dieser Welt nur das, was in Übereinstimmung mit ihm geschieht. Und den Eingang in die zukünftige Welt findet niemand, der sich nach der Mehrheit richtet oder nur den eigenen Vorteil sucht, sondern allein der, der sich vor ihm beugt und sich auf den gehorsamen Weg der Nachfolge macht.
Dieses aber tun zu dürfen, ist sein Geschenk, Zeichen seiner zurechtbringenden Liebe. Denn seine Macht ist eine ganz andere als die der Herren dieser Welt. Er regiert nicht mit Gewalt und nicht durch Hass, Angst und Unterdrückung.
Nein, mit Christi Himmelfahrt wird auch endgültig sein Kreuz über unser Leben und seine Welt aufgerichtet und ins Recht gesetzt. Christus wird als Herr unser aller Diener. Er beugt sich tief zu uns herab und stellt sich an unsere Stelle. Er verurteilt uns nicht, sondern trägt selbst die Strafe für alle unsere Schuld, unser verfehltes Leben, unser Zukurzkommen. Er trägt es dort am Kreuz. Wer sein Leben aber an diesem Kreuz niederlegt und ihm die leeren Hände entgegenstreckt, der findet hier den Herrn, der ihn aufhebt und zurechtliebt. Denn im Kreuz ist er uns zugewandt. Dort gibt er Licht in unsere Dunkelheit und schenkt uns aus aller Schuld und Last und allem Leid einen neuen und befreiten Anfang.
Wer aber aus der Vergebung lebt, der kann sich auch über andere nicht mehr erheben, sondern nur noch Gottes Liebe weitergeben und anderen den Weg zu Christus öffnen. Der wird über die Macht der Heere und der Gewalt der Waffen nur noch Schmerzen empfinden. Der wird nicht gegen andere reden oder handeln, sondern für sie beten und nach Wegen suchen, wie Gottes Macht der Liebe auch durch sein Reden und Handeln Raum gewinnen kann.
Und darum ist auch all das, was aus Jesu irdischen Tagen berichtet wird, all seine Worte und Taten in den Evangelien, mit der Himmelfahrt nicht erledigt, sondern erst recht in Kraft gesetzt.
Dass er Menschen heil macht, ihr Leben mit Gott in Ordnung bringt, dass die eigenmächtigen Wege an ihm ihre Grenze finden, dass er unsere Schwachheit trägt und uns auf seinen Wegen neue Kraft gibt – das alles sind nicht Geschichten aus längst vergangener Zeit, sondern das geschieht hier und heute, wo Menschen sich seinem Wort und seinem Tun öffnen.
Und so ist und bleibt der erhöhte Christus das Haupt seiner Gemeinde, und er ist es dadurch, dass sein Wort verkündigt und angenommen wird. Da macht er seine Verheißung wahr: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
In seinem Wort macht er uns zu seinen Kindern, beruft er uns in seine Nachfolge, schließt er uns zu seinem Leib zusammen – und das alles nicht nur zu unserem Besten und Heil, sondern damit dies alles dann auch ausstrahlt und zum Zeugnis und zur Einladung wird für andere. Denn die ganze Erde ist sein und soll heimfinden zu ihm.
Werimmer aus seinem Wort lebt, wird es nicht nur für sich tun können, sondern wird ihm überall Raum geben, damit Gott darin sein Werk tun kann. Der wird als Christ in der Welt leben wie Salz, das nicht für sich bleiben, sondern die Suppe schmackhaft machen soll – wie Sauerteig, der nicht verderben, sondern seine Kraft im Brot entfalten soll – wie ein Licht, das nicht wirkungslos verbrennen, sondern anderen leuchten und den Weg weisen soll.
So aber ist Christus gen Himmel gefahren, um uns allezeit nahe zu sein. Denn sein Himmel ist da, wo wir unser Herz öffnen, auf sein Wort hören und zu ihm beten. Er ist da, wo Menschen an ihn glauben und aus seiner Liebe leben. Und sein Himmel ist da, wo wir uns immer wieder die lebendige Hoffnung und Zuversicht schenken lassen: Christus ist der Herr!
So können wir getrost und von ihm gehalten mit ihm und an seiner Hand unterwegs sein. Denn dieser Weg hat ein Ziel: Wir sollen einmal bei ihm ganz zu Hause sein – beim Vater im Himmel, wo uns Christus schon längst einen Platz bereitet hat. Denn er ist der Herr auch über die zukünftige Welt. Dann werden wir sehen, was wir hier schon glauben dürfen. Dann wird seine Verheißung endgültig erfüllt werden: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so werde ich alle zu mir ziehen.“
Denn er erfüllt alles. Darum ist dies der Tag, den der Herr macht. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben. Amen.
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