6. Passionskomplet (26. März 2021)
Einleitung:
Laßt uns beten um Gottes Segen!
Eine ruhige Nacht und ein seliges Ende,
verleihe uns der Herr, der Allmächtige.
Amen.
Votum:
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Sündenbekenntnis:
Wir bekennen Gott, dem Allmächtigen,
daß wir gesündigt haben mit Gedanken, Worten und Werken:
unsere Schuld, unsere Schuld, unsere große Schuld.
Darum laßt uns füreinander beten zu Gott, unserm Herrn:
Der allmächtige Gott erbarme sich unser,
er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
Psalm:
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts.
Wohlan, lobt den Herrn, alle Knechte des Herrn,
die ihr steht des Nachts im Hause des Herrn!
Hebt eure Hände auf im Heiligtum
und lobt den Herrn!
Der Herr segne dich aus Zion,
der Himmel und Erde gemacht hat!
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts. (Ps. 134)
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts.
Thema der 6. Fastenwoche: „Richtungswechsel“
Lesung:
Da stand Bielam am Morgen auf und sattelte seine Eselin
und zog mit den Fürsten der Moabiter.
Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, daß er hinzog.
Und der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen.
Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm.
Und die Eselin sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen
mit einem bloßen Schwert in seiner Hand.
Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde;
Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen.
Da trat der Engel des Herrn auf den Pfad zwischen den Weinbergen,
wo auf beiden Seiten Mauern waren.
Und als die Eselin den Engel des Herrn sah,
dränge sie sich an die Mauer
und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer,
und er schlug sie noch mehr.
Da ging der Engel des Herrn weiter
und trat an die enge Stelle,
wo kein Platz mehr war auszuweichen,
weder zur Rechten noch zur Linken.
Und als die Eselin den Engel des Herrn sah,
fiel sie auf die Knie unter Bileam.
Da entbrannte der Zorn Bileams,
und er schlug die Eselin mit dem Stecken.
Da tat der Herr der Eselin den Mund auf,
und sie sprach zu Bielam:
Was hab ich dir getan,
daß du mich nun dreimal geschlagen hast?
Bileam sprach zur Eselin:
Weil du Mutwillen mit mir treibst!
Ach daß ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte,
ich wollte dich töten!
Die Eselin sprach zu Bileam:
Bin ich nicht deine Eselin,
auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag?
War es je meine Art, es so mit dir zu treiben?
Er sprach: Nein.
Da öffnete der Herr dem Bileam die Augen,
daß er den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah
mit einem bloßen Schwert in seiner Hand,
und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht.
Und der Engel des Herrn sprach zu ihm:
Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen?
Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen;
denn der Weg vor dir führt ins Verderben. (Num. 22, 21-32)
Auslegung (Pfr. Bodo Meier):
Bileam und sein Esel. Es ist eine der beliebtesten Geschichten für den Kindergottesdienst.
Eine Geschichte voller Humor. Sie hat etwas von einem Märchen und einer Fabel gleichermaßen.
Ein sprechendes Tier. Ein Prophet, der nichts versteht und dabei irgendwie lächerlich wirkt.
Und Gott, der am Ende alles zum Guten wendet.
Ein wenig verwunderlich nur, warum diese Geschichte mitten in der Passionszeit bedacht werden soll.
Aber immerhin, vor dem Palmsonntag - Jesu Einzug in Jerusalem -
spielt der Esel dort ja auch eine wichtige Rolle, trägt er doch den König der Juden.
Dieser sprichwörtlich „dumme Esel“! Dieses Lasttier der armen Leute! Jeder Bauer hat einen.
Er ist so selbstverständlich, daß niemand auf ihn achtet.
Nur dann, wenn er fehl am Platzt scheint. Der König Jesus auf einem Esel?
Einem König steht ein prachtvolles Pferd zu. Aber Jesus wählt einen Esel.
Er stellt auf den Kopf, was Menschen sich so vorstellen, was Menschen erwarten.
Deshalb fangen die Menschen an zu fragen, zu denken,
zu hören und zu sehen - auf eine ganz neue Weise:
„Was für ein König kommt da, dem offensichtlich nichts an den Zeichen der Macht liegt,
die andere Herrscher so gerne zeigen?
Ein König, der Zeichen der Armut trägt? Der so aussieht wir wir?
Ein Herrscher, nah bei uns Menschen? Gar ein König für uns?
Sonst glauben Könige doch, das Volk hätte ihnen zu dienen. Hier dient der König uns Menschen.“
Ein König, der keine stillen, schweigenden Untertanen haben will, sondern die Leute fragt:
Was willst du, das ich dir tue?
Der den Menschen etwas zutraut: Geh hin und tue desgleichen!
Nichts muß so bleiben, wie es war. Jesus auf dem Esel: Er verrückt die Perspektive.
„Dieser verrückte Esel“ wird Bileam damals gedacht haben.
Auch in dieser Geschichte ist alles anders als sonst.
Ein Esel spricht. Ein Prophet sieht nicht.
Der Esel schaut den Engel des Herrn, aber der Prophet bleibt stur.
Und das alles nur, weil Bileam seinen Auftrag erledigen will. Unbedingt.
Wer A sagt, muß auch B sagen! Augen zu und durch!
Ein König hatte ihn bestellt. Der hatte Angst.
Vor Israel, das von einem Sieg zum anderen eilte,
um seinen Platz im gelobten Land zu finden, von seinem Gott verheißen!
Nun standen sich Israel und Moab gegenüber. Und der König der Moabiter fürchtete sich.
Er fürchtete um sein Volk. Oder eher um seine Macht.
Denn ein König, der keine Untertanen zu beherrschen hat, ist so lächerlich wie ein König auf einem Esel.
So griff er zu seinem letzten Strohhalm:
Sein Gegner mußte verflucht werden, der dann so geschwächt leicht zu besiegen wäre.
Die Wahl fällt auf Bileam. Dieser Prophet soll Israel verfluchen.
Natürlich kommt niemand aus dem Volk zu ihm,
sondern Fürsten und hohe Herren mit noch höheren Honoraren.
Zu Bileams Ehrenrettung sei gesagt, daß er zögert.
Er kennt den Gott Israels und weiß, daß gegen sein Wort nichts auszurichten ist.
Aber letztlich macht er sich auf. Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch! So sind die Regeln.
Deshalb will Bileam ein Fluchlied singen. Und macht sich auf seinem Esel auf den Weg.
Ab hier wird es komisch und gleichzeitig hoch gefährlich.
Der Esel bockt! Er tut nicht, was man ihm sagt.
Bileam ist außer sich. Er hat eine Mission zu erfüllen. Alles andere hält nur unnötig auf.
Bileam bockt. Er kann nichts anderes denken.
Er sieht nur, wofür er bezahlt wird. Er erkennt nicht, daß er benutzt wird.
Er ist ein kleines Rädchen im mächtigen Getriebe der Gewalt und des Todes. Aber er zieht es durch.
Weil er nichts anderes sieht, als diesen sturen Esel - also den „echten“ Esel.
Sähe er den wirklich sturen Esel, er sähe sein Spiegelbild.
Da endlich spricht der Esel. Ich habe nie über den sprechenden Esel geschmunzelt.
Als ich diese Geschichte zum ersten Mal hörte (richtig: im Kindergottesdienst),
konnte meine kindliche Welt gut mit sprechenden Eseln umgehen.
Aber ich lache bis heute über Bileam.
Denn wenn mein Wellensittich zu Hause zu sprechen begönne,
mein jetzt erwachsenes Herz würde aussetzen und Schrecken über mich kommen,
ob mein Verstand sich gerade verabschiedet hätte.
Nicht so Bileam:
Er ist und bleibt erbost und stur und bockt weiter und schmollt und schimpft
und - allen Ernstes - diskutiert mit diesem Esel!
Er kommt gar nicht auf die Idee, daß ihm gerade etwas ganz und gar Besonderes widerfährt.
Er kann nicht staunen über die Sprache des Esels.
Er kann sich nur empören, daß seine Mission, seine Sicht der Dinge gestört wird.
Er ist immer noch gefangen in seiner Welt von Geld und Macht und Gehorsam und Auftrag und Befehl.
Eine andere Welt kann dieser Prophet nicht sehen!
Selbst ein sprechendes Tier ruft ihn nicht aus den Gesetzmäßigkeiten von Macht und Unrecht und Tod.
Wie sollte es dann Jesus gelingen, als er nach Jerusalem reitet - nur auf einem Esel?
Was hat Jesus verändert mit diesem Zeichen des Esels?
Nichts! Und alles!
Ja, es waren die Menschen, die ihm zujubelten, ihn empfingen wie einen König.
Aber nur eine Woche später forderten sie seinen Tod!
Bis heute wird nach Tod gebrüllt, wenn Propheten die Freiheit predigen, die Gott für uns Menschen will.
Überall auf der Welt! In diesem Moment!
Denn es sind ausgerechnet die an den Schalthebeln der Macht,
die andere unterdrücken und verfolgen aus lauter Angst, zu verlieren, was ihnen niemand gab:
Macht über Menschen, über deren Hab und Gut, über deren Gedanken und Pläne!
Die jeden Tag ihre Macht mit allen Mitteln verteidigen müssen,
die haben verstanden, welche Macht der Esel damals hatte.
Der König braucht keine Zeichen. Der wahre König ist das Zeichen.
Er ist die Hoffnung für die, die ohne Hoffnung gehalten werden.
Er läßt eine Welt sehen, in denen Menschenleben nicht mehr bedroht werden können,
weil sogar dem Tode, diese letzte Waffe, diese letzte Drohung, alle Macht genommen wurde.
Christus stellt sich allen in den Weg, die das Leben verachten,
vernichten und den Tod benutzen, um zu knechten, nur um nicht zu verlieren.
Beinahe hätte ich dich getötet, spricht der Engel des Herrn zu Bileam.
Weil du den Tod bringen wolltest, nicht das Leben.
Der Esel bleibt am Leben, bockig wie er war. Denn dem Tier ist Gottes Welt schon lange offenbar.
Es ist der Mensch, der nicht sieht. Und: nicht hört!
Deshalb wird aus dem „Hosianna“ bis heute ein „Kreuzige ihn“.
Deshalb hört der Gott des Lebens nicht auf zu rufen: Seht den Christus auf dem Esel!
Hört doch auf das Leben der Freiheit und habt keine Angst, denn kein Tod bedroht euch mehr.
Also hören wir nicht auf, Gottes Wort des Lebens und der Freiheit,
sein eines Wort Christus weiter zu sagen.
Auch wenn sie uns dafür einen dummen Esel nennen.
Canticum:
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitet hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Fürbitten der Nagelkreuzgemeinschaft:
Laßt uns beten für Nagelkreuzschulen in aller Welt:
- das St. Cyprians College in Kapstadt, Südafrika
- die Bethlehem Mar Ephrem School im Palestinensergebiet, Israel
- die Ramallah School in Jerusalem, Israel
- die St. Paul’s School in Concord, USA
- das ev. Lichtenstern Gymnasium in Sachsenheim, Deutschland
- das Lagan College in Belfast, Irland
Herr, segne du die Arbeit, die an all diesen Orten getan wird,
damit jungen Menschen der Gedanke von Frieden und Versöhnung ins Herz gepflanzt wird.
Versöhnungslitanie von Coventry:
„Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes,
den sie bei Gott haben sollten.“
Den Haß, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse:
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker,
zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist:
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt
und die Erde verwüstet:
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen
und Glück der Anderen:
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen,
Heimatlosen und Flüchtlinge:
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt
und an Leib und Seele mißbraucht:
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet,
auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott:
Vater, vergib.
„Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem anderen,
wie Gott euch vergeben hat in Christus!“
Gebet:
Mein Gott,
unbeirrbar bist du geblieben,
als dein Wort bei mir auf taube Ohren stieß
und kein Gehör bekam.
Unbeeindruckt warst du,
als dein Wort bei mir auf Unverständnis stieß
und keine Beachtung fand.
Unnachgiebig bliebst du,
als dein Wort bei mir auf andere Gedanken stieß
und diese es verdrängten.
Unverändert warst du,
als dein Wort bei mir mitten ins Herz traf
und mich tief bewegte.
Amen.
Kyrie eleison.
Christe eleison.
Kyrie eleison.
----------> Vater unser...
Segensbitte:
Es segne und behüte uns
der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.
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