Eine Predigt mit Pfarrerin in Ruhestand Inge Rethemeier.
Online-Predigt zum Sonntag Jubilate – 25. April 2021
Lieder zum Anhören, Genießen und Mitsingen:
Evangelisches Gesangbuch 116: Er ist erstanden, Halleluja
Evangelisches Gesangbuch bayrischer Regionalanhang 556: Die Sonne geht auf
Predigt in Schriftform zum Nachlesen:
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes erfahren, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Mit diesem Auftrag und dieser Verheißung Jesu an seine Jünger hatte es angefangen. In alle Welt, zu allen Menschen sollte die gute Botschaft, Gottes Tun an den Menschen, die Erfüllung seiner Verheißungen in Jesus Christus, seine rettende Liebe getragen werden. Alle Welt sollte davon erfahren, alle nach Hause finden.
Und so waren sie losgezogen – mit brennendem Herzen und manchmal auch wieder kleinmütig – hatten Widerspruch und Anfeindungen erlebt und doch auch Menschen gefunden, die die gute Botschaft aufnahmen und sich Christus anvertrauten. Viele Erfahrungen darüber kann man darüber in der Apostelgeschichte nachlesen, sich ins Herz schreiben lassen und darüber selbst glauben lernen.
Um eine dieser Geschichten aber geht es heute. Sie erzählt von Paulus, der auf seinem Weg als Zeuge Jesu Christi nach Athen kam. Eine neue, noch unbekannte Stadt, fremde Menschen, die ihr eigenes Leben lebten, nach ihrer eigenen Kultur und Gesetzen, und eben auch ihrer Religion und ihrem Glauben.
Und dazu braucht man wohl schon die Kraft des Heiligen Geistes, um hier wirklich Zeuge Jesu Christi sein zu können. Sich die rechten Worte schenken zu lassen, die Grenzen überwinden – und auch darauf vertrauen, dass Gott auch die unvollkommen und zaghaften menschlichen Worte zu seinem Zeugnis gebrauchen kann und will.
Paulus beginnt also, in Athen täglich auf dem Markt zu den Menschen zu reden – und die Reaktion? Philosophen und Gelehrten führen mit ihm Streitgespräche, einige halten seine Worte für Geschwätz, und wieder andere meinen, er wolle wohl irgendwelche fremden Götter verkündigen. Und schließlich fordern einige, er möge ihnen doch diese neue Lehre erläutern, weil ja Neues immer interessant ist. Und Paulus lässt sich nicht entmutigen, sondern sagt die gute Botschaft noch einmal neu – so, wie wir es im 17.Kapitel der Apostelgeschichte nachlesen können:
Paulus aber stand mitten auf den Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem geschrieben steht: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.
Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden von uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.
Zwar hat Gott über die Zeit der Ungewissheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
Da lässt sich Paulus ein auf das Leben und Denken der Menschen, und bleibt ihnen gerade so das Evangelium von Christus nicht schuldig, sondern führt sie geradewegs zu ihm. Von ihm, dem einen und einigen Gott will er reden, und fängt doch an mit den vielen Göttern und Gottheiten, die uns zu allen Zeiten immer noch wichtig sind und an die wir unser Herz hängen.
Doch erfüllt dies wirklich unser Leben, oder haben wir uns ein Ahnen, eine Sehnsucht danach bewahrt, dass es noch etwas anderes geben muss, was unser Leben erfüllt und ihm Trost gibt, verlässliche Weisung und Halt?
In Athen war es der Altar für den unbekannten Gott.
Nur ein Versuch, auch die letzte Lücke zu füllen, um nur ja keine Gottheit zu vergessen – oder doch mehr: Es gibt einen Gott, den ich noch gar nicht kenne, der anders ist, größer – nicht ein Gott nach meinen Wünschen und Vorstellungen, sondern wirklich Gott.erz hängenHerzH
Von dem will Paulus reden. Er, der die ganze Welt erschaffen hat und sein Eigen nennt, der ist doch nicht in Tempeln und Standbildern einzufangen oder gar abhängig von unserer Verehrung und unseren Diensten.
Er ist es doch, der uns Leben und alles, was ein Leben ausmacht, schenkt, und der jedem Menschen seinen Platz und seine Gaben und Aufgaben gibt. Gott gegenüber haben wir allemal leere Hände – er ist es, der sie uns in seiner Liebe und Güte füllt.
Es ist in unser Herz gelegt, Gott zu suchen, damit wir ihn finden. Denn fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden von uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Und darum: Die Zeit der Unwissenheit ist vorbei – alle Welt darf umkehren von all den falschen und irrenden Wegen und sich von ihm zurechtbringen und heilen lassen.
Denn der unbekannte Gott hat sich bekannt gemacht. Er ist nicht in all unseren irdischen Gottheiten zu suchen, sondern in dem einen zu finden, den Gott dazu bestimmt hat – in Jesus Christus. Da ist er uns nahegekommen, hat unser Leben geteilt und für uns den Tod erlitten. Ihm dürfen wir glauben, denn Gott hat ihn von den Toten auferweckt.
An dieser Stelle endete die Verkündigung des Paulus. Es hätte wohl noch viel zu sagen gegeben. Aber es geht so weiter:
Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
An der Auferstehung scheiden sich die Geister. Kann man das für möglich halten, oder ist das nur ein Wunschbild, eine Behauptung? Die einen spotten über solch einen Glauben, andere stellen das Zuhören ein und verschieben das Nachdenken auf später – vielleicht.
Paulus ging weg aus ihrer Mitte. Ob seine Predigt vergeblich war oder doch die Menschen erreicht hatte, das wusste er nicht. Er brauchte es auch nicht zu wissen. Er hatte gesät, so gut er es konnte. Wenn er auf sich sah – vielleicht hatte es nicht gereicht. Aber das war letztlich nicht wichtig.
Er hatte gesät, vor Gott und für die Menschen. Ob und wie es aufging und wie und wo es Frucht brachte, war nicht seine Sorge. Dafür sorgte Gott, auf seine Weise und zu seiner Zeit.
Doch am Ende steht schon ein Anfang: Einige schlossen sich Paulus an und wurden gläubig – denn fürwahr, der Herr ist nicht ferne von uns, sondern immer wieder ganz nahe.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben.
Amen.
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