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Onlinepredigt - 21. Februar

Eine Predigt mit Pfarrerin in Ruhestand Inge Rethemeier.


Online-Predigt zum – 21. Februar 2021


Lieder zum Anhören, Genießen und Mitsingen:


Evangelisches Gesangbuch 362: Ein feste Burg ist unser Gott


Evangelisches Gesangbuch 347: Ach bleib in deiner Gnade


Predigt in Schriftform zum Nachlesen:


Gnade sei mit Euch und Friede

Von Gott, unserem Vater,

und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus.

Amen.


Gerade war noch alles gut gewesen, eben so wie jedes Jahr. Jesus war mit seinen Jüngern nach Jerusalem gekommen, um dort das Passahfest zu feiern. Der Raum war vorbereitet, und man freute sich auf ein festliches und feierliches Abendessen. Wie jedes Jahr wollte man sich erinnern und neu darin festmachen, was Gott einst an ihnen getan hatte, als er sie rettete aus der Sklaverei in Ägypten und sie in eine neue Heimat führte. Aller Speisen und Getränke, alle Erzählungen und Lesungen aus der Heiligen Schrift machten es neu bewusst und schrieben es ins Herz: Gott hat sich unser angenommen und ist uns treu bis heute – immer neu Grund zum Loben und zum Danken.

Bevor es jedoch losgehen konnte, mussten noch die Füße gewaschen werden, voller Staub von den schmutzigen Wegen des Tages in offenen Sandalen. Dies erledigten in der Regel die Sklaven des Hauses.

Doch dann: Welch ein Erstaunen und Wundern. Diesen unwürdigen Dienst übernimmt Jesus selbst. Die Jünger schütteln den Kopf: Unser Herr und Meister macht sich zum niedrigsten Knecht. Das geht doch nicht!

Aber es soll so gehen. Denn Jesus meint nicht nur die schmutzigen Füße, sondern er will zeigen: So will ich eure Herzen reinigen und allen Schmutz aus eurem Leben abwaschen. Denn Jesus weiß, dass seine Stunde gekommen ist, dass er nun ans Kreuz gehen wird, sein Dienst uns zugute. Sein Tun sei ein Abbild der Liebe Gottes zu uns Menschen, seines Erbarmens. Und so sollten fortan auch seine Jünger miteinander und mit anderen Menschen umgehen. Daran werde man sie als seine Jünger erkennen.

Hier nun setzt unser heutiger Predigttext ein aus dem 13.Kapitel des Johannesevangeliums:


Als Jesus das gesagt hatte, wurde er erregt im Geist und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu; den hatte Jesus lieb. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Niemand am Tisch aber wusste, wozu er ihm das sagte. Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.


Nun wird es ernst. Was Jesus sagt, ist kein lockerer Gesprächsbeitrag oder eine Augenblicksidee, sondern „er wird erregt im Geist“. Da muss etwas unbedingt gesagt werden. Denn Jesus wusste: Nun ist seine Stunde gekommen, die der Vater bestimmt hat. Nun beginnt sein letzter Dienst an uns, nun geht sein Weg ans Kreuz, uns zugute. Am Anfang aber steht der Verrat, der alles endgültig in Bewegung setzt.

Das Erschreckende ist: Es ist kein Fremder, kein Feind von außen, sondern „einer unter euch“. Wie kann das sein, wer könnte so etwas tun? Das hieße doch: Einer, den Jesus berufen hat, der mit ihm unterwegs war, seine Worte gehört und seine Zeichen miterlebt hat, dem Jesus gerade noch in dienender Liebe die Füße gewaschen hat und der jetzt mit ihm am Tischgemeinschaft hat.

Aber keine offene Anklage wird laut, keine Suche nach dem Schuldigen, den man verurteilen könnte, und man selbst käme unbeschadet aus der Sache heraus. Den Jüngern „wird bange“, denn „einer unter euch“ – könnte dieser Eine nicht auch ich sein?

Denn habe nicht auch ich meine Fragen und Zweifel? Begegne ich anderen wirklich mit dieser dienenden Liebe, die mir Jesus geschenkt hat, oder bleibe ich sie immer wieder schuldig? Verurteile ich andere, anstatt ihnen mit Gottes Erbarmen zu begegnen? Will ich alles selbst entscheiden und versäume es, ihn um Rat zu fragen und mich auch korrigieren zu lassen? Bekenne ich mich zu ihm nur unter Gleichgesinnten, schweige aber bei Gegenwind? Bete ich nur in Not und klage ihn dann an, wenn er meine Bitten nicht erfüllt? Sehe ich über das Leid und die Sorgen der anderen hinweg, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt bin? Eine bange Frage – gut, wenn sie uns noch bange macht.

Vielleicht wagt deshalb auch niemand, offen und laut zu fragen. Petrus winkt zu Johannes, und der flüstert es gewissermaßen Jesus ins Ohr. Und Jesus? Er weist nicht mit dem Finger auf Judas und stellt ihn nicht bloß. Keine Anklage, sondern in tiefem Schmerz taucht Jesus den Bissen ein und gibt ihm den – gleichsam wie Brot und Wein beim Abendmahl. Auch um deinetwillen muss ich ans Kreuz gehen – wie für uns alle.


„Da fuhr der Satan in ihn.“ Ein rätselhaftes Wort. Konnte Judas nun nicht mehr anders handeln? War er deshalb frei von eigener Schuld? Später wird es einmal heißen: „Jesus wurde versucht wie wir, aber ohne Sünde.“ Wir aber erliegen so oft wie Judas der Versuchung und werden darüber schuldig. Und doch hindert dies Jesus nicht an seinem Weg und Gott nicht an seinem Ratschluss, sondern er gebraucht sie sogar dazu. Denn -wie es unser Wochenspruch sagt -: “Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Weder der Teufel noch Judas haben alles in ihrer Macht, sondern Jesus ist es, der alles in Bewegung setzt, indem er Judas sagt: „Was du tust, das tue bald!“

Die Jünger gehen dieweil wieder zur Tagesordnung über und erklären sich Jesu Wort auf ihre Weise. Es wird schon alles in Ordnung sein. Doch wie leicht machen auch wir die Augen und die Herzen zu, wenn es schwierig wird, lenken uns ab, wo aufmerksames Hören auf das Wort gefragt wäre. Judas aber „ging alsbald hinaus“.

„Und es war Nacht“, so heißt es am Ende, und das meint mehr als die Tageszeit. Es war Nacht im Herzen des Judas und bald auch in seinem Tun – bei den Jüngern, die so schnell ihre bange Frage beiseitegeschoben hatten und in ebendieser Nacht erfahren mussten, wie brüchig ihre Treue zu Jesus war, indem sie aus Angst wegliefen, an Jesus zweifelten und ihn verleugneten.

Und auch für Jesus wurde es Nacht. Sagen wir nicht zu schnell: Aber danach wurde doch Ostern. Jetzt ist für Jesus Nacht. Jetzt muss er hinab tief in unser Dunkel – der Finsternis unserer Fragen und unseres Unverstandes, unseres Leides und unserer Schuld – bis zur Gottverlassenheit und in den Tod.

Jetzt gilt für uns nur eins: Wie auch immer unser Dunkel jetzt aussehen mag oder noch kommen wird – in uns und um uns, bei vertrauten Menschen oder in der Welt – da ist Jesus bei uns und an unserer Seite. Auch wenn wir ihn, das Licht der Welt, nicht sehen – er ist da. Unsere Nacht ist immer schon seine Nacht.


Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft,

der bewahre Eure Herzen und Sinne

in Christus Jesus, unserem Herrn,

zum ewigen Leben.

Amen.


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