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Onlinepredigt - 17. Januar

Eine Predigt mit Pfarrerin in Ruhestand Inge Rethemeier.


Online-Predigt zum zweiten Sonntag nach Epiphanias – 17. Januar 2021


Lieder zum Anhören, Genießen und Mitsingen:


Evangelisches Gesangbuch 74: Du Morgenstern, du Licht vom Licht


Evangelisches Gesangbuch 398: In dir ist Freude


Predigt in Schriftform zum Nachlesen:


Gnade sei mit Euch und Friede,

von Gott, unserem Vater,

und unserem Herrn Jesus Christus.


Am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

(Johannes 2,1-11)


Ein frommer und ernsthafter Vertreter des Blauen Kreuzes vertrat einmal die Meinung, liebe Gemeinde, zum wahren Christsein gehöre es, grundsätzlich keinen Alkohol zu trinken. Ein anderer, ebenso frommer und ernsthafter Mensch entgegnete ihm, dann sei Jesus selbst kein Christ gewesen, denn schließlich habe er auf der Hochzeit zu Kana nicht Wein in Wasser, sondern umgekehrt Wasser in Wein verwandelt, und das in nicht unerheblicher Menge. Darauf erwiderte der erste: „Nun ja, aber das war ja auch nicht gerade das beste Stück vom Herrn.“


Schildert also unsere Geschichte ein Wunder minderer Qualität, letztlich überflüssig, zumindest weniger wert als etwa die Sturmstillung oder eine Krankenheilung? Aber es war –wie Johannes schreibt- das erste Zeichen Jesu, gleichsam programmatisch für sein Wirken. Und Jesus offenbarte just so seine Herrlichkeit, also seine Sohnschaft, gesandt und beauftragt vom Vater im Himmel.


Liegt also die Vermutung nahe, dass es noch um etwas ganz anderes geht als um die Frage der rechten christlichen Getränke? Es ist ja die Art gerade des Johannesevangeliums, nicht einfach nur Geschichten zu erzählen, sondern gleich tiefe Deutungen des Glaubens darin einzuflechten.


Jesus offenbart also seine Herrlichkeit, und seine Jünger glauben an ihn, so berichtet Johannes. Hier erscheint gewissermaßen als Überschrift, wer Jesus für uns sein will. Herrlichkeit – das könnte ein gewaltiger Machterweis vom Himmel sein, der alle zum Staunen bringt. Er könnte als unbestechlicher Richter über die Welt und jeden Menschen kommen, vor dem alle zittern müssten.


Jesus offenbart also seine Herrlichkeit, und seine Jünger glauben an ihn, so berichtet Johannes. Hier erscheint gewissermaßen als Überschrift, wer Jesus für uns sein will. Herrlichkeit – das könnte ein gewaltiger Machterweis vom Himmel sein, der alle zum Staunen bringt. Er könnte als unbestechlicher Richter über die Welt und jeden Menschen kommen, vor dem alle zittern müssten.


Es ist ja sogar schon ein Abglanz der himmlischen Vollendung auf Erden, denn in der Offenbarung des Johannes wird es heißen: „Selig, die berufen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes. Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben.“


Gewiss, so zeigt es sich, wird es wohl auch Zeiten geben, wo der Wein, der nach den Psalmen „des Menschen Herz erfreut“, ausgeht. Das mag äußerlich gesehen nicht so schlimm sein, denn bekanntlich kann man auch mit Wasser feiern und fröhlich sein. Aber es ist doch für den Gastgeber peinlich, wenn mitten bei der Feier die Getränke ausgehen.


Auf jeden Fall tut Maria das Richtige. Auch für solche kleinen und alltäglichen Dinge kann und soll man Jesus bitten und um Rat fragen. Den schlichten Alltag mit seinen Problemen vor Jesus bringen und mit ihm teilen – auch das ist Glaube.


Zwar lehnt Jesus zunächst ihre Bitte ab – denn er ist nicht der bequeme Erfüller aller möglichen Anliegen und schnelle Wundertäter, nur wenn es uns so in den Sinn kommt. Aber dann tut er es doch, und sogar in einem Maße, der über Bitten und Verstehen weit hinausgeht. Gott gibt nicht kleinlich und kärglich, ist Jesus doch gekommen –wie er später sagen wird-, „damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“


Und darum geht es auch hier um eine noch tiefere Freude. Auch im Glauben an Jesus erfüllt uns nicht immer reinster Hochzeitsjubel. Manchmal geht uns auch die Kraft aus, und das Herz ist leer und trübe. Wichtig ist nur, dass wir uns dann nicht resigniert oder enttäuscht zurückziehen, sondern wieder zu Jesus gehen und ihn bitten um neue Kraft und Zuversicht. Und wenn sich dann auch vielleicht nicht sofort alles schlagartig verändert: Er sieht unsere Not und unseren Mangel. Es liegt ihm am Herzen, und er weiß schon, wie und wann er uns helfen will.


Darum ist wohl der wichtigste Satz in unserer Geschichte der, den Maria sagt: „Was er euch sagt, das tut.“ Und das heißt doch: Ich habe ihm gesagt, was mir auf dem Herzen liegt. Ich weiß auch, dass er nicht einfach und prompt alle meine Bitten erfüllt. Aber ich will darüber nicht sinnieren und grübeln und ihm auch keine Vorschriften machen. Ich will aufmerksam sein und auf sein Wort hören. Vielleicht wird sein Wort an mich anders sein als erwartet. Aber es wird ein gutes und heilsames Wort sein. Und das will ich dann im Herzen bewahren und es auch tun – mich darauf einlassen, ihm folgen und mein Leben danach ausrichten. Ich will nicht eigenmächtig dies und das tun, um mir selbst zu helfen, sondern auf ihn warten und ihm dann gehorsam folgen.


Und eben das heißt Glaube, herzliches Vertrauen, so wie es die Jünger taten. Ohne Jesu Wort ist Glauben nicht möglich, aber wer es hört, immer wieder, geduldig und beständig, an dem wird es nicht ohne Wirkung bleiben. Der wird auch immer wieder froh, gelassen und getragen werden.


Auch das ist Jesu Herrlichkeit auf Erden, wenn wir an ihn glauben, auf ihn hören und ihm folgen. Aber sie offenbart sich in unserer Geschichte noch in einer letzten und noch tiefgründigeren Weise.


Am Anfang heißt es: „Und am dritten Tag war eine Hochzeit.“ Am dritten Tag wonach? Drei Tage zuvor war Jesu Taufe. Getauft werden Menschen, um von Gott gereinigt zu werden, um mit ihm ins Reine zu kommen. Das hat Jesus allerdings für sich selbst nicht nötig. Aber er beugt sich wie wir und mit uns tief hinab, damit das Wasser alles tötet, damit im Wasser alles untergeht, was uns von Gott trennt.


Darum sagt Johannes über ihn bei der Taufe: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ So ist Jesu Taufe eine Vorabbildung seines Todes am Kreuz, wo er bezahlt für alle unsere Schuld, wo er uns reinigt von allem, was uns von Gott trennt, wo er stirbt, um uns auch im Tod noch nahe zu sein.


Am dritten Tag aber wird eine Hochzeit gefeiert. Wie kann man schöner ankündigen, was Jesu Auferstehung für uns bedeutet?! Jesus lebt und schenkt uns aus all den kleinen und großen Toden dieser Welt neues Leben und neue Freude.


Er ist uns nahe und will Hochzeit mit uns feiern, damit wir auf ewig mit ihm verbunden bleiben, weil er uns lieb hat und wir in seinen Augen wertvoll und kostbar sind, wer wir auch sein mögen.


Und wir brauchen nicht unsere guten Taten vorzuweisen oder uns wegen unserer bösen und versäumten zu verkriechen – wir können kommen mit leeren Händen. Darüber freuen sich die Engel im Himmel, und wir dürfen es mit ihnen tun – weil in Jesu Herrlichkeit auch wir einen Platz haben dürfen: an seinem Herzen, ganz nahe bei ihm.

Amen.



Und der Friede Gottes,

der höher ist als all unsere Vernunft,

der bewahre eure Herzen und Sinne

in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

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