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Karfreitag: Der Tag, der alles änderte.

Eine Predigt von Thorsten Kohlen.



Der Weg der Versöhnung ist da!


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und von unserem Herrn Jesus Christus. Amen.


Predigttext: 2. Korinther 5, 19-21


"Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt."


Ihr Lieben da draußen,

in dem ganzen schrecklichen Corona- Geschehen gibt es immer wieder viele schöne Geschichten auf dieser Welt. Geschichten von applaudierenden Menschen, singenden Polizisten, helfenden Mitmenschen. Wenn man sie hört, dann geht einem das Herz auf, manchmal bekommt man eine Gänsehaut oder es fließen sogar ein paar Tränen, Freudentränen.


Aber auch in unserem Leben vor Corona habt ihr vielleicht auch so eine Lieblingsgeschichte. Und jeder weiß dann noch genau wo das war. Wer dabei war, wie es sich anfühlte, wie es roch, wie das Wetter war und so weiter. Und ich glaube jeder hat solch eine Geschichte, solch ein Erlebnis. Wenn einen diese dieses Erlebnis wieder in den Sinn kommt, dann wird es innerlich so warm ums Herz, vermischt mit Freude oder ein wenig Wehmut.


Unser Gott kennt das. Er hat viele schöne Geschichten, die Schöpfung, die Arche Noah und, und, und. Aber ich glaube von der schönsten Geschichte will er immer wieder erzählen. ‚Es war damals‘ so erzählt Gott‚ damals vor den Toren Jerusalems, mehr als 30 Jahre nach der Geburt meines Sohnes in Bethlehem. Es war der Tag, an dem mein Sohn ein schweres Kreuz tragen musste, durch die ganze Stadt, raus aus der Stadt hinauf zum Hügel Golgatha.‘ - Gott wird diesen Tag niemals vergessen können.


Viele, sehr viele Menschen waren an der einmaligen und aufsehenerregenden Geschichte dieses Tages beteiligt. Es waren überwiegend böse, ängstliche und machtbesessene Menschen, die diesen Tag bestimmt haben. Es war der aufwühlendste Tag für Gott und in Folge für die ganze Schöpfung und alle Menschen. Und es endet dieser Tag mit dem Tod. Dem Tod des Gottessohnes am Kreuz.


Dennoch glaube ich würde Gott auf die Frage nach der schönsten Geschichte vermutlich antworten: ‚Die schönste Geschichte in meinem Leben ereignete sich an einem Freitag...‘


Das klingt nun wahrlich sehr komisch. Das ist doch widersprüchlich und irgendwie paradox. Unsere schönsten Tage sind voller Freude, voller Wärme, Frieden und Glück. Bei Gott klingt das hier ganz anders: Sein Lieblingstag ein Tag voller Schmerz, voller Tod, voller Dunkelheit. Ein Tag der sich wie eine menschliche Katastrophe und Tragödie zeigt, voller Verzweiflung, Bestürzung und tiefer Trauer. Was treibt Gott hier nun um? Wieso sind die Geschehnisse dieses Tages seine Lieblingsgeschichte?


Weil diese Geschichte etwas im Himmel bei unserem Gott ausgelöst hat. Damals wie heute lösen diese Geschehnisse so viele Gnade und Barmherzigkeit bei ihm aus. Und es herrscht eine große Freude und Dankbarkeit gegenüber seinem Sohn! Denn als dieser am Kreuz angenagelt wurde, als dieses aufgerichtet war, als der Himmel sich verdunkelte und der Vorhang im Tempel zerriss, als er um die dritte Stunde rief : „Es ist vollbracht!“ – genau in diesem Augenblick, an diesem für alle Zeiten hin denkwürdigen Tag, an dieser Stelle hat sich grundlegend und für alle Zeiten etwas im Leben unseres Gottes und in seinem Verhältnis zu uns Menschen geändert.


In diesem Augenblick auf Golgatha ist etwas Grundlegendes geschehen, was den Lauf der Welt und der Zeit für immer verändert hat: es geschieht Versöhnung. Nicht irgendeine Versöhnung, es geschieht die Versöhnung zwischen Feinden, die Versöhnung für eine Ewigkeit, die Versöhnung die zur ewigen Freundschaft und ungetrübter Gemeinschaft führt. „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.“ Der große Tag der Versöhnung – Karfreitag.


Damals, bis heute und für alle Zeit. Und darum der schönste Tag, die schönste Geschichte im Leben unseres Gottes. Denn was hat es unseren Gott nicht gekostet damit sein größter Wunsch nach Versöhnung mit uns Menschen in Erfüllung geht. Nicht wir Menschen müssen bezahlen für unsere Schuld und unsere Sünden. Nein, Gott bringt ein unglaubliches Opfer: Er lässt seinen Sohn bezahlen, bezahlen mit seinem Leben, für unsere Sünden, lässt ihn bezahlen damit unsere Sünden uns nicht das Leben kosten.


Und wenn seit damals Sünden geschehen, und sie geschehen jedem von uns weiterhin täglich, weil wir Menschen sind und bleiben, dann steht da aber jetzt über ihnen – seit jenem Freitag das Angebot göttlicher Gnade und Barmherzigkeit. Aber es ist Angebot, das wir annehmen dürfen, wir können es auch ausschlagen. Man könnte ja leicht jetzt denken: „Jesus ist doch für unsere Süden gestorben, also können wir doch auch ruhig sündigen.“


Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist mir nützlich" (1. Korinther 6,12). Unsere Sünden und unsere Schuld haben immer Konsequenzen, sowohl in unserer Beziehung zu Gott aber auch in unserem Leben. Und die letzteren können bei Macht- oder Suchtmissbrauch, gescheiterten Beziehungen, Achtlosigkeiten, Dummheiten etc. auch ganz schön handfest sein. Damit müssen wir leben.


Aber in der Beziehung zu Gott ist an Karfreitag ein Weg geöffnet worden, der mich in diesen auch handfesten Konsequenzen Frieden, Hilfe und Hoffnung finden und erfahren lässt und der zu Heilungsprozessen an Leib, Seele und Geist führt. Jesus öffnet diesen Weg durch sein stellvertretendes Sterben. Dieser Weg ist die Straße unserer Gerechtigkeit vor Gott, die Straße, auf der Vergebung und Versöhnung für uns im Angebot bereit stehen. „Denn der Vater im Himmel hat seinen Sohn, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit bekämen, die vor Gott gilt.“


Dieser neue Weg besteht seit jenem Karfreitag. Aber wir sind Menschen und das ist auch gut so –, aber es stellt sich für uns Menschen einmal grundsätzlich, aber dann auch als Christ jeden Tag und in jeder Situation immer wieder die Frage und die Entscheidung: Wollen wir diese neue Straße des Lebens begehen oder wollen wir das Angebot ausschlagen, weil wir das nach unserer Meinung nach nicht nötig haben?


Wir haben deswegen ja die tägliche Bitte im Vater Unser: Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das führt uns zurück auf den richtigen Weg. Heutzutage sind Begriffe wie Beichte, Bekenntnis von Schuld, Reue und Bitte um Vergebung für viele „out“ – für viele „moderne“ Menschen gehört so etwas ins dunkle Mittelalter.


Seit Anbeginn der Zeiten sind wir Meister in der Schuldverschiebung und der Verdrehung. Und damit verzichten wir Menschen willentlich auf die Straße der Versöhnung! Damit kann und will sich unser liebender und menschenfreundlicher und barmherziger Gott nicht abfinden, einfach deswegen, weil ihm so viele seiner von ihm geliebten Menschengeschöpfe verloren gehen.


Und deshalb appelliert Paulus auch in diesem Brief so deutlich, darum hat der Vater, der Sohn und Heiliger Geist ihm und uns den Auftrag erteilt, Versöhnung zu predigen, deswegen ergeht diese fast schon flehentliche Bitte: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“ Paulus betont es deutlich: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, das heißt anstelle von Jesus! denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt, also an Stelle von Jesus Lasst euch versöhnen mit Gott!“


Das ist jetzt nicht ein frommer Wunsch. Das ist auch nicht das einstudierte oder gewohnheitsmäßige Geplappere des Predigers. Nein! Das ist die Stimme unseres Gottes, die Stimme seines Herzens, der nichts lieber will, als dass wir Menschen seine Stimme hören und den neuen Weg einschlagen, der auf Golgatha eröffnet wurde. „Lasst euch versöhnen mit Gott!“


Diese Erfahrung kann zu den schönsten Geschichten und zu den schönsten Augenblicken in unserem Leben zählen. Und sie ist immer wieder erfahrbar: im Schuldbekenntnis mit dem persönlichen Zuspruch der Vergebung unserer Sünden; im Abendmahl mit dem persönlichen Zuspruch der Versöhnung – „für dich gegeben und vergossen.“ Karfreitag! Diese tödliche Geschichte im Leben unseres Gottes ist zugleich die schönste und wertvollste Geschichte in seinem und meinem Leben.


Mit dem größten Opfer seines Lebens erlangt er zugleich den größten Gewinn seines und meines Lebens. Karfreitag. Mitten im größten Leid und unter qualvollen Schmerzen entsteht zugleich die größte Freude und Erleichterung.


Gott und Jesus haben es an diesem Tag geschafft, den lang ersehnten Weg der Versöhnung zu verwirklichen und den neuen Weg der Gnade und Barmherzigkeit für uns Menschen zu erschaffen. Es ist vollbracht. Lasst euch versöhnen mit Gott. Amen.


Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


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