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Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Ein Gedanke von Inge Rethemeier.



Sind Sie dabei?

Gestern Morgen, am Sonntag, war ich wieder zum Gottesdienst in unserer

Kirche. Das gehört zu meinem Leben, denn ich liebe meine Gemeinde, so

unvollkommen sie auch sein mag – eben genauso wie ich. Hier bin ich zu

Hause.

Nur wenige teilen diese Gemeinschaft. Dafür gibt es viele Gründe: Man

könnte sich anstecken, kein Singen und keine rechte Gemeinschaft – es

gibt andere Möglichkeiten im Fernsehen oder im Internet.


Aber ich bin da – vor Ort. Vor der Tür ein paar gute Worte mit einem

anderen Gemeindeglied. Dann die Maske auf, Händedesinfektion,

Registrierung mit oder ohne Voranmeldung. Flatterbänder weisen mir den

Weg - das ginge wohl auch ansprechender, aber was soll's.


Mein Sitzplatz ist irgendein bezeichneter "Sitzplatz". Gegenseitiges

Grüßen durch Winken oder freundliche Worte durch die Maske. Hinter mir

ein herzliches Gespräch trotz Abstand. Ich darf nicht singen, aber

erkenne die Melodien der Orgel. Glaubensbekenntnis und Vaterunser

sprechen wir mit Maske alle mit. Ein verkürzter Gottesdienst, aber mit

Gebeten und einer nachdenkenswerten Predigt.


Reicht das nicht? Ich will lieber mich an dem halbvollen Glas laben als

das halbleere verschmähen. Also: Sehen wir einander an nächsten Sonntag?


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