3. Passionskomplet (05. März 2021)
Einleitung:
Laßt uns beten um Gottes Segen!
Eine ruhige Nacht und ein seliges Ende,
verleihe uns der Herr, der Allmächtige.
Amen.
Votum:
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Sündenbekenntnis:
Wir bekennen Gott, dem Allmächtigen,
daß wir gesündigt haben mit Gedanken, Worten und Werken:
unsere Schuld, unsere Schuld, unsere große Schuld.
Darum laßt uns füreinander beten zu Gott, unserm Herrn:
Der allmächtige Gott erbarme sich unser,
er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
Psalm:
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts.
Wohlan, lobt den Herrn, alle Knechte des Herrn,
die ihr steht des Nachts im Hause des Herrn!
Hebt eure Hände auf im Heiligtum
und lobt den Herrn!
Der Herr segne dich aus Zion,
der Himmel und Erde gemacht hat!
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Herr, laß leuchten über uns
das Licht deines Angesichts.
Thema der 3. Fastenwoche: „Das Spiel mit dem Nein“
Lesung:
Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen,
von denen die eine Schifra hieß und die andere Pua:
Wenn ihr den hebräischen Frauen bei der Geburt helft,
dann seht auf das Geschlecht.
Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn;
ist’s aber eine Tochter, so laßt sie leben.
Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht,
wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte,
sondern ließen die Kinder leben.
Da rief der König von Ägypten die Hebammen
und sprach zu ihnen:
Warum tut ihr das, daß ihr die Kinder leben laßt?
Die Hebammen antworteten dem Pharao:
Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen,
denn sie sind kräftige Frauen.
Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.
Darum tat Gott den Hebammen Gutes.
Und das Volk mehrte sich und wurde sehr stark. (Ex. 1, 15-20)
Auslegung (Henrich Bedfort-Strohm):
„Warum tut ihr das, daß ihr die Kinder leben laßt?“
Was für eine Frage, die der ägyptische Pharao den beiden hebräischen Hebammen Pua und Schifra stellt
Wer käme auf die Idee, kleine Kinder zu töten - noch dazu als Hebamme?
Es ist doch ihre ureigene Aufgabe, Mutter und Kind dabei zu helfen,
die Geburt so sicher wie möglich zu überstehen.
Sie zieht das Neugeborene ans Licht der Welt
Sie legt es der mutter an die Brust, damit es lebt!
Damit es eine Zukunft hat, damit es wächst und gedeiht.
Wie könnte eine Hebamme - ganz egal ob ägyptisch oder hebräisch - also anders handeln,
als die Kinder leben zu lassen, denen sie auf die Welt geholfen hat?
Leider zeigt die Realität, daß moralische Grundfesten allzu leicht ausgehebelt werden können.
Unfaßbar schreckliche Beispiele kennen wir aus unserer eigenen Geschichte.
Nie haben Hebammen bei uns mehr Achtung erfahren als in Nazideutschland -
wo sie oft zu Handlangerinnen der „Selektion“ gemacht wurden.
Den Pharao treibt dieAngst vor „Überfremdung“ seines Reiches um.
Aufmerksam verfolgt er die Statistiken
und vergleicht die ägyptische Geburtenrate mit wachsendem Unmut
mit der der zugewanderten Hebräer.
„Wirtschaftsflüchtlinge“ aus Kanaan waren sie einmal gewesen.
Das ist lange her, so lange, daß selbst der Pharao vergessen hat,
daß diese Hebräer von Josef abstammen.
Jenem Josef, der einst Ägypten so weise vor der Hungersnot bewahrte.
Pua und Shifra haben wenig Spielraum. Aber sie nutzen ihn.
Es ist sehr gefährlich, sich einem Gewaltherrscher zu widersetzen.
Doch die beiden Hebammen sind mutig und schlau.
„Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen“, antworten sie ihm,
„denn sie sind kräftige Frauen.
Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.“
Die Hebammen packen den Pharao bei seinem eigenen rassistischen Vorurteil,
Hebräerinnen seien so etwas wie wilde Barbaren.
Der merkt gar nicht, was für einen Unsinn die beiden Frauen ihm da verkaufen.
Pua und Schifra lassen sich von ihrem Vertrauen auf Gott leiten.
Vielleicht haben sie Psalm 22 vor Augen,
in dem es so anrührend von Gott heißt:
„Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;
du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.“
Erstaunlich, wie Gottes Furcht und die Freiheit,
selbst einem mächtigen Herrscher ins Gesicht zu lügen, hier zusammen gehen.
„Warum tut iht das, daß ihr die Kinder leben laßt?“
Weil es unsere Aufgabe ist. Und weil unser Gott ein Gott des Lebens ist.
Wo ist heute von mir Haltung gefragt?
Wo braucht es mehr Freiheit und Mut, mich zu widersetzen?
Wo sind meine Spielräume, der Menschenfeindlichkeit die Liebe Gottes entgegenzusetzen?
Ich wünsche mir im Ernstfall den Mut, sie zu nutzen.
Der Rest der Geschichte ist grausam:
Der Pharao verzichtet auf die Dienste der Hebammen
und läßt alle neugeborenen hebräischen Jungen im Nil ertränken.
Aber einige überleben.
Einer von ihnen wird wiederum durch die Entschlossenheit dreier Frauen gerettet:
Es ist Mose, der das Volk der Hebräer schließlich in die Freiheit führt.
Das alles sind biblische Zeugnisse für die Spielräume, die Gott uns eröffnet,
um seine Geschichte mit uns Menschen wieter zu schreiben.
Canticum:
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitet hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf daß wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.
Gebet:
Wir gehen auf Ostern zu.
Vom Ostermorgen steht in der Bibel:
Der Engel des Herrn kam vom Himmel herab
und wälzte den Stein weg vom Grab. (Matth. 28, 2)
Beten wir für Menschen, die sich wie begraben fühlen.
Bitten wir um Gottes Engel, der den Stein vom Grab wälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
die körperlich oder seelisch krank sind
und sich wie abgeschnitten vom Leben fühlen.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
die in Süchten und Verzweiflung gefangen sind.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
die der Haß aggressiv und gewalttätig macht.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
wir beten für die Paare, deren Liebe verschüttet ist.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
die der Streit entzweit,
die füreinander wie gestorben sind.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
denen der Krieg die Hoffnung auf Zukunft zerstört.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Menschen,
die heute geboren werden,
und für die, die heute sterben.
Leuchte ihnen auf ihrem Weg -
durch die Geburt ins Leben,
durch den Tod ins Leben.
Für die, die um ihre Verstobenen trauern, bitten wir:
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Du Gott des Lebens,
wir beten für die Schöpfung,
auf deren Kosten wir oft leben.
Hilf uns, den Einklang mit unseren Mitgeschöpfen zu finden.
Sende deinen Engel, der den Stein wegwälzt!
Kyrie eleison.
Christe eleison.
Kyrie eleison.
----------> Vater unser...
Segensbitte:
Es segne und behüte uns
der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.
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