Die Evangelische Gemeinde Herscheid und ihre Kirche
Die Anfänge der Herscheider Gemeinde und ihrer Kirche gehen auf die Jahre zwischen 900 und 1000 n. Chr. zurück. In diesen Jahren bildete sie neben den 12 Ur- und 4 Stammpfarreien, die im westlichen Sauerland und aufgrund eines Gesetzes Karls des Großen um 780 entstanden waren, u. a. auch die Herscheider Pfarrei. Unter den Kirchen und Ortschaften, die Erzbischof Anno 11. von Köln 1072 dem damaligen Kloster Grafschaft überweist, befindet sich auch „Hertsceido“, Im Werdener Probsteiregister von 1160 ist unter den abgabepflichtigen Höfen einer in „Hirutscetha“.
In die Zeit des 11. Jahrhunderts fallen dann die Anfänge des heutigen Kirchbaues. Der Schutzheilige der Kirche war der heilige Cyriacus, der im pelzverbrämten Talar mit Buch und Lilien noch heute das Kirchensiegel ziert. Er wird zuerst im Jahre 354 erwähnt und soll Diakon der römischen Gemeinde gewesen sein, Unter Kaiser Maximilian, so heißt es, wurde er enthauptet, Seine vermutlichen Gebeine befanden sich von 847 bis zur Reformation in der Stiftskirche "St. Cyriacus" in Worms. Cyriacus war im Mittelalter ein sehr volkstümlicher Heiliger und einer der 14 Nothelfer, besonders gegen böse Geister, Als Sinnbild werden Drache, Schlange und Teufel genannt. Neben der Kirche soll es im Mittelalter vor der Reformation im Kirchspiel Herscheid noch drei Kapellen gegeben haben: in Niederholte eine, deren Schutzheiliger unbekannt ist, auf dem Rasenberge bei der Linde (Rahlenberg) eine der Jungfrau Maria geweihte Prozessionskapelle und eine Antoniuskapelle in Hüinghausen.
Zur baulichen Geschichte der Kirche
An der Herscheider Kirche sind deutlich mehrere Bauperioden zu unterscheiden. Der älteste Teil ist die Partie am Turm mit den kleinen Fenstern und runden Säulen (1230 - 1250). Die Kirche weist die" wesentlichen Merkmale einer spätromanischen Hallenkirche auf: Die bei den Seitenschiffe haben gleiche Höhe mit dem Mittelschiff, das Querschiff ist verkümmert. Die beiden dicken Rundpfeiler und die kleinen Fenster weisen auf den Sauerländer Typ dieser Form hin. Die Renovierung der Jahre 1970/71 brachte die Fundamente einer ehemaligen kleinen Apsis zutage, die im 15. Jahrhundert dem großen Chorraum in seiner jetzigen Gestalt weichen musste. Die breiteren und maßwerkverzierten Fenster des Querschiffes stammen aus der Zeit nach 1300.
Bemerkenswert sind die Stern- und Rosettenmuster der Schlusssteine im Kreuzgewölbe sowie das Siebensternmuster im Schlussstein über dem Altar.
Die durch die vielen Umbauten notwendig gewordenen Strebepfeiler von außen wurden in neuerer Zeit mit einem Betonkorsett versehen, so dass die früher im Chorraum nötigen Anker entfernt werden konnten.
Nach Lage und Bauart war die Kirche eine Wehrkirche, die neben den gottesdienstlichen Zwecken auch dem Schutz der Dorfbewohner diente. Der heutige Kirchplatz war früher von einer hohen Mauer umgeben und die Eingänge mit Zwingbögen versehen.
Ein paar Daten zur Geschichte der Kirche:
Erbaut 11. Jahrhundert; Abgebrannt 1. April 1686; Eingeweiht 4. Juni 1704; Renoviert 1795 + 1894; Durch Krieg beschädigt 1945; Wiederhergestellt 1947-50; Eingeweiht 3. April 1949; Renoviert 1970/71; Eingeweiht 28.11.1971.
Seit ihrer Wiederindienstnahme im Jahre 1971 trägt die Kirche den Namen „Apostelkirche". Anlass für diese Benennung waren dem Presbyterium die das Innere der Kirche schmückenden Kunstwerke: Zum einen das die Apostel der Kirche darstellende Fresko an der nördlichen Chorraum- wand; zum anderen die Figuren in den Nischen rechts und links des Chorraumes sowie an der Turmwand als Reste des 1945 beim Beschuss der Kirche zerstörten Barockaltares; zum dritten die heute die Wände der Kirche schmückenden Apostelbilder aus der Barockzeit.
Die Altäre in der Apostelkirche
Im Mittelpunkt des heutigen Chorraumes ist der, aus dem Mittelalter stammende Altar. Der gemauerte Unterbau ist verputzt und die Altarplatte mit den Weihekreuzen hat eine grau-grünliche Oberfläche. Das darauf stehende Standkreuz befand sich, wie historische Fotos belegen, in früherer Zeit auf dem Barockaltar. Nach dessen Zerstörung stand es eine zeitlang in der Sakristei bevor es im Jahr 2018 seinen Platz wieder auf dem Altar fand.
Der Altaraufsatz, der sich bis Dezember 2018 auf dem Altar befand, wurde von dem Bildhauer Frank aus Burghausen/Oberbayern geschaffen, und am 31.10.1952, dem Tage der 400jährigen Einführung der Reformation in Herscheid, seiner Bestimmung übergeben wurde.
Die Gruppe des Altaraufbaues zeigt neben dem Gekreuzigten die im Johannesevangelium überlieferte Personengruppe unter dem Kreuz: Die Mutter Maria und den Jünger Johannes. Der übergroße Zeigefinger des Johannes lässt jedoch auch eine Deutung als Johannes den Täufer zu, der auf Christus mit den Worten hinweist: "Dieser muss wachsen, ich aber muss abnehmen." Wie dem aber auch sei, im Hinweis auf Christus ist der Dargestellte eine wahrhaft apostolische Figur.
Der Flügelaltar selbst zeigt im Mittelteil die Abendmahlsszene und ist damit Hinweis auf das, was der Altar selber ist: Tisch des Herrn, an den wir geladen sind, um „in, mit und unter Brot und Wein" die Gemeinschaft mit Christus und die Gemeinschaft untereinander geschenkt zu bekommen. Die Seitenflügel mit ihrer Darstellung von Auferstehung und Himmelfahrt weisen darauf hin, dass in der Feier des Sakramentes nicht bloß des Gekreuzigten gedacht wird, sondern der Auferstandene und Erhöhte gegenwärtig ist.
Vom gleichen Künstler stammt auch das 1971 geschaffene Lesepult, den johanneischen Adler symbolisierend sowie das an der Turmwand hängende Kruzifix.
Der barocke Vorgänger, der aus der Zeit um 1702 stammte, wurde bei einem Granatbeschuss in den letzten Kriegstagen im April 1945 zerstört. Übrig geblieben sind zahlreiche Säulen-Fragmente, die in der Kirche ihren Platz gefunden haben. Dazu gehören:
Das Lesepult, der Kerzenständer sowie die Fragmente, die sich um das Sakraments-Häuschen befinden.
Außerdem gehörten zum Barockaltar die drei aus Holz geschnitzten Evangelisten-Skulpturen, deren Namen lange unbekannt waren. Erst im September 2010 identifizierte der Kunsthistoriker Dr. Wingolf Scherer aus Kartst das Trio. Dabei handelt es sich um die Evangelisten Markus (auf der Säule), Matthäus (linke Nische), Lukas (rechte Nische) .
Der erste bekannte Herscheider Marienaltar, der aus der Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts stammte, steht heute im Museum der Burg Altena, da er 1881 dem Orts- und Heimatverein Altena aus Gründen der Erhaltung übergeben wurde. Im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Herscheid befindet sich ein Schreiben vom 26. März 1881, in dem das Presbyterium an den Verein für Orts-und Heimatkunde für das Flussgebiet der Lenne folgendes schreibt: “Dem Verein erlauben wir uns, namens der hiesigen Kirchengemeinde, ergebenst mitzuteilen, dass das Königliche Konsistorium zu Münster laut No. 1739, den Beschluss der großen Gemeindevertretung auf Geschenkweise überlassung von a) einem alten katholischen Hochaltar, b) einem alten Taufbecken, c) einer alten Monstranz an das Museum des Vereins in Altena genehmigt hat.
An der Westwand befindet sich ein mittelalterlicher Nebenaltar (heute Nagelkreuzaltar genannt.) Der Unterbau (Stipes) ist gemauert und verputzt. Die Altarplatte (Mensa=Tisch) mit Weihekreuzen. Darauf: Das Kreuz der Nagelkreuzgemeinschaft und zwei barocke Tischleuchter aus Zinn. Ein Geschenk von der Frauenhilfe, die offenbar nicht ursprünglich aus der Kirche stammen. Das Wandkreuz oberhalb des Nebenaltars stammt aus dem Jahre 1957. Die Bronzedarstellung wurde von dem Burghausener Künstler Hans Frank erstellt. In der künstlerischen Ausführung ergänzt es das bereits 1952 aufgestellte große Altarkreuz desselben Künstlers.
Kirchenfenster, Sakramentsnische, Kanzel
Die Fenster des Chorraumes wurden ebenfalls in den letzten Kriegstagen zerstört und zunächst notdürftig repariert. Später wurden sie von dem Künstler Wolfgang Fentsch aus Wuppertal neu geschaffen und im Jahr 2008 restauriert.
Die drei Fenster hinter dem Altar versinnbildlichen die Erschaffung der Welt im Rhythmus des Sechstagewerkes, wobei das schöpfungsmächtige Gotteswort seinen Ausdruck in den Engelsgestalten findet. Im Auge soll der allwissende und allgegenwärtige Herr erkannt werden. Die Südfenster des Chorraumes stellen den Fall und die Erlösung des Menschen dar.
Das Thema der beiden Fenster an der Südseite des Chorraumes sind der Sündenfall sowie die Erlösung durch Jeusus Christus. Das kleinere (zweibahnige, rechts) zeigt Adam und Eva, die Versuchung durch den Apfel, die Vertreibung aus dem Paradies, die Arbeit der Menschen die im Schweiße ihre Angesichts ihr Brot verdienen sowie den Brudermord von Kain an Abel.
Das linke, dreibahnige zeigt Szenen aus dem Leben und Leiden Christi, beginnend bei der Verkündigung und der Geburt bis hin zur Kreuzigung und Auferstehung.
Die Sakramentsnische an der Nordseite des Chorraumes ist aus Stein gehauen, mit Fialen, Giebelkrönung und Zunftwappen versehen und sie stammt aus gotischer Zeit. Die Nische dient heute noch zur Aufbewahrung der Abendmahlsgeräte.
Die Kanzel samt Schalldeckel, wurde nach Angaben des damaligen Pfarrer Pollmann, am 21. März 1704 fertiggestellt. Er selbst schreibt: „Anno 1704 den 21. Martii ist die neue Kanzel verfertigt und den 30. (März) am Sonntag Quasimodogeniti zum ersten darauf gepredigt worden.“ [Quelle: Archiv der Ev. Kirchengemeinde Herscheid] Der vieleckige Kanzelkorb steht auf einer gedrungenen Säule mit einem Engelskopfrelief. Verziert ist die Kanzel mit gedrehten Säulen, Engelskopfreliefs, Blüten und Ranken.
Auf dem Schalldeckel befindet sich die Christusfigur, die segnend die rechte Hand erhebt und in der linken die Weltkugel hält. Im Juni 1961 erhielt der Schalldeckel eine neue Krone.
Chorgestühl, Fresko
Ein künstlerisches Erbe der Vergangenheit hat man mit Bedacht bei der letzten Renovierung erhalten: so zum Beispiel die mit Schnitzwerk versehenen Brüstungen des Gestühls an der Südseite des Chorraumes sowie den geschlossenen Sitzplatz. Auch die Wandverkleidungen im nördlichen Seitenschiff und die Wangen des neuen Hauptgestühls stammen aus alter Zeit. Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang wohl die ehemaligen Gesangbuchablagen, heute als Wandschmuck im nördlichen Seitenschiff, deren eingeschnitzte Namen auf die einstigen Platzhalter hinweisen, welche diese Plätze für sich und ihre Familien käuflich erworben hatten.
Ohne Zweifel das wertvollste Stück dürfte aber das an der Nordseite des Chorraumes unter dem Fresko sich befindliche Chorgestühl aus dem Jahre 1548 sein. Mit wertvollen Schnitzereien zeigt es den Stil der deutschen Renaissance. Da das Gestühl noch aus vorreformatorischer Zeit stammt (Einführung der Reformation in Herscheid 1552), darf man vermuten, dass die Schlangen- und Drachendarstellungen als Sinnbilder des Hlg. Cyriacus auf den Schutzheiligen der Kirche hinweisen wollen.
Ober den Sitzen befinden sich Tafelschnitzereien: in der oberen Reihe vielleicht die der Stifter, in der mittleren die der einzelnen Stände, des Königs, des Ritters und des Bürgers, wobei die Frau des Ritters ihrem Gemahl die Zunge herausstreckt. Die bei den rechten Reliefs der oberen Reihe weisen auf den Tod Christi am Kreuz hin. Leider sind die Darstellungen der unteren Reihe stark zerstört.
Anlässlich der Renovierung 1970/71 stieß man auf das nun freigelegte Fresko an der Nordseite des Chorraumes. Neun Apostel darstellend, jeweils versehen mit ihrem Namen und mit dem Marterwerkzeug, das sie zu Tode gebracht haben soll, stammt es aus dem 16. Jahrhundert. Man hat, der Restauratorin folgend, auf eine neuerliche Ausmalung verzichtet, um den Charme des Alten nicht zu zerstören.
Dort wo das Fresko freigelegt wurde, befand sich seit dem 13. März 1927 eine Gedenktafel für die Gefallenen des I. WK. Die Holztafeln mit den Namen der Gefallenen befinden sich heute in der Taufnische. Der ursprünglich dazugehörende Rahmen liegt auf dem Dachboden des alten Pastorats, und der zum Rahmen gehörende Christuskopf befindet sich an der Nordwand der Kirche.
Gedenktafel, Taufstein
An die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erinnert eine Steinplatte mit den Namen der Soldaten, gerahmt in Bronze mit dem Schriftzug „EV. KIRCHENGEMEINDE HERSCHEID MCMLVI (1956) DEN TOTEN DES GROSSEN KRIEGES 1939-1945 IN MEMORIAM“.
Das Wandrelief ist Teil der Gedenktafel. Beides wurde 1956 von Hans Frank aus Burghausen hergestellt. Das rechteckige Steinrelief stellt den auferstandenen Christus dar, oben mit dem Schriftband: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“.
Eine weitere Gedenktafel an der Ostwand im Nord-Querarm enthält die Namen der Gefallenen aus den Kriegen 1815, 1866 und 1870/71.
Der Taufstein wurde 1972 vom Kiersper Künstler Wien geschaffen. Aus einem Stein gehauen, weist er eine reiche Symbolik auf. Alles andere überragend zeigt er den, sich über das Wasser beugenden Hirsch. Zum einen wohl auch erinnernd an das Wappentier unserer politischen Gemeinde Herscheid, will er aber, und darin an dieser Stelle die eigentliche Taufsymbolik ausmachend, an das Psalmwort erinnern, in dem es heißt: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir!" Die Wassersymbolik weist auf den Herrn der Taufe, der da spricht: "Kommt, ich gebe euch das Wasser des Lebens umsonst."
Ein Hinweis auf Christus, in dessen Namen die Taufe ja vollzogen wird, ist auch der in der Symbolik erkennbare Fisch, von den ersten Christen zur Kennzeichnung ihrer Gottesdienst- und Taufstätten benutzt. Die Kreuzsymbolik am Fuß des Taufsteins mag ein Hinweis darauf sein, dass der uns in der Taufe annehmende Christus der für uns Gestorbene ist. Zum Anderen bringen sie die Worte des Apostels Paulus ins Gedächtnis: "Wir sind mit ihm in der Taufe begraben in seinen Tod, damit wir, so wie Christus dann von den Toten auferweckt worden ist, ebenfalls in einem neuen Leben wandeln."
DieTaufschale wurde zur Wiedereinweihung der Kirche am 03. April 1949 von der ersten Presbyterin Frau Ida Heesemann der Kirche gestiftet, und enthält die Inschrift: "Wer aber glaubet und getauft wird, der wird selig".
Ein ehemaliges, 1694 gearbeitetes Taufbecken unserer Kirche befindet sich heute im Burgmuseum Altena.
Orgel
Die Orgel der Herscheider Apostelkirche zeigt, frontal gesehen, einen Orgelprospekt in typisch barocker Form. Der „Orgelstuhl" mit den Klaviaturen ist schmal, der Pfeifenprospekt darüber lädt weit nach rechts und links aus. Er besteht aus einem mittleren „Rundturm" und zwei seitlichen "Spitztürmen", durch vier Zwischenfelder mit- einander verbunden. Die Pfeifen der oberen Zwischenfelder sind in neuerer Zeit ergänzt, die übrigen altersschwachen großen Bleipfeifen, die seit 1911 geschwiegen hatten, wurden bei großer Sorgfalt restauriert und wieder zum Klingen gebracht. Alle vom Pfeifenwerk freigelassenen Partien sind von geschnitzten "Schleierbrettern" ausgefüllt. Das darüber hinaus den Prospekt von allen Seiten umgebende Schnitzwerk weist die in den Jahren 1580 bis 1680 vorherrschende Form des "Knorpel- und Ohrmuschelstils" auf. Die vier schmalen Holzpilaster sind Erinnerungen an die Formenwelt des 16. Jhdts. Die Initialen im Wappenschild über dem Rundturm nennen Leopold von Neuenhoff zu Neuenhofe (1641-1701) als Stifter. Im Gegensatz zum alten Orgelwerk weist das heutige, von Orgelbaumeister Klaus Becker in Küpfermühle bei Hamburg geschaffene Werk zwei Manuale und ein Pedal auf. Die Klaviaturen für die Hände sind im alten Stil geschaffen, d. h. mit schwarzen, an der Stirnseite ausgedrechselten Grenadillholztasten und elfenbeinbelegten Obertasten. Den antiken Eindruck, vom Orgelbaumeister in Anlehnung an den alten Prospekt bewusst hervorgerufen, fördern gedrechselte und Perlmutt-verzierte Registerzüge rechts und links.
Zur Disposition der Orgel:
17 Register Hauptwerk (hinter den Prospektpfeifen), 1. Prinzipal S' im Prospekt, restauriert; 2. Rohrflöte S'; 3. Oktove 4'; 4. Nasat 22/3'; 5. Waldflöte 2'; 6. Mixtur vierfach 11/3'; 7. Trompete S';
Brustwerk: unter dem Hauptwerk, 1. Gedackt S' aus Eiche; 2. Koppelflöte 4'; 3. PrinzipaI2'; 4. Quinte 11/3'; 5. Zimbel dreifach 1'; Tremulant;
Pedalwerk: hinter dem Hauptwerk über der Tür zum Turm, 1. Subbaß 16' aus Eiche; 2. FlötenprinzipalS'; 3. Choraloktave 4'; 4. Rauschwerk dreifach 2'; 5. Fagottbaß 16'. Alle neuen Metallregister bestehen aus einer Zinn-Blei-Legierung im Verhältnis 2:3 oder 1:1.
Grabplatten
Von den drei Grabplatten, die sich heute im Bereich des Kirchturms befinden, ist zumindest von einer bekannt, dass sie sich ursprünglich auf dem Chor, neben dem Altar befand, heute rechts der Orgel (Westwand nördl. Seitenschiff). Sie kann dem Pfarrer Degenhard Pollmann und dessen erster Ehefrau zugeordnet werden. Pollmann war von 1665 bis 1695 Pfarrer in Herscheid. Er starb am 13. April 1695, und seine Gattin Anna Josina Thamer starb schon am 23.11.1675. Erkennbar sind die beiden Familienwappen, Namen, und ein kaum noch lesbarer Text. Der Pfarrer heiratete in zweiter Ehe im Jahr 1678 die Anna Elis. Leonhardt. Er stirbt am 13. April 1695 in Herscheid und in der seiner Grabpredigt heißt es: „Er starb im 58. Jahr seines Alters nach ausgstandener sechstägiger Flußfieberkrankheit am 13. Aprilis 1695 seines Lebens-Fürsten Christo- Jesu entschlafen und darauf am 19. Desselben Monats den hinterlassenen Leichnam nach in sein Schlafkämmerlein auf dem Chor neben dem Altar mit hochansehnlichem, traurhaften und sehr volkreichen Leichen-geleit gebracht und eingesenket worden.“ Über diese Grabplatte schreibt Pastor Arnold zur Nieden im September 1911 im Sonntagsblatt der Kirchengemeinde Herscheid: „So oft du, lieber Leser zum hl. Abendmahl gingst, bist du beim Altarumgang mit deinen Füßen drüber hinweggeschritten. Es ist aber nicht recht, daß solch ein Altertum mit Füßen getreten wird. Der Stein ist sehr schön erhalten und mit doppeltem Familienwappen verziert. Dementsprechend soll er in Ehren gehalten werden. Das Presbyterium hat daher in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Leichenstein auszuheben und an der Wand hinter dem Altar sichtbar aufrichten zu lassen“.
Das Fragment einer weiteren, leider beschädigten Grabplatte befindet sich an der Südseite der Kirche in der Nähe des Nebenaltars. Die Grabplatte hat ein umlaufendes Schriftband und zwei Familienwappen. Zum einen das der Familie Pollmann und das der Familie Wever. Lesbar ist noch „Anna Josina Weverin, + 19.02.1701 und Gatte.“ Anhand dieser Daten lässt sich eindeutig der Pfarrer Johann Hermann Caspar Pollmann zuordnen. Er war der Sohn des Degenhard Pollmann und von 1695 bis 1727 amtierender Pfarrer in Herscheid.
Die dritte Grabplatte befindet sich an der Westwand (links neben der Orgel). Im oberen Bereich befindet sich das Fragment einer Inschrift darunter ein Wappen. Leider ist bisher die Bedeutung dieser Grabplatte noch ungeklärt.